Kulturelle Anlässe wie die jährliche Maskerade, bei uns spricht man von Fasnacht, haben für die Bewohner Südböhmens seit langer Zeit einen grossen Stellenwert. Es sind Momente, in denen der Alltag in den Hintergrund tritt und die Zusammengehörigkeit, auch die mit den Nachbargemeinden, wieder spürbar wird. Dieses Jahr folgten wir der Einladung unserer Freunde, des Maskenvereins Milevsko, an ihrer Maskerade in Südböhmen teilzunehmen und erlebten dort offene Herzlichkeit. Hier unser Reisebericht.

Drei Nüsse für Aschenputtel. – Wer sich nach Südböhmen verirrt, entdeckt verträumte Orte, an die er sich vielleicht aus der Kindheit zu erinnern glaubt. – Ausserhalb der böhmischen Wälder erreicht uns jedoch die Realität. Die Bevölkerung kämpft um Beachtung – Beachtung durch die Regierung. Jeder offizielle Besuch einer auswärtigen Delegation ist eine Bereicherung des Alltags. In Milevsko’s neuem Heimatbuch ist ein ganzes Kapitel Münchenbuchsee gewidmet. Ebenso finden sich im Kapitel über den Maskenverein Bilder unserer Gugge, den Taktsurfern, und Milevsko’s Bürgermeister erklärt uns während der feierlichen Begrüssung stolz, dass sogar der tschechische Präsident vor drei Jahren zu Besuch war.

In unserer Region hat die Fasnacht weniger Bedeutung. Hier ist es die Fasnacht, die um Beachtung buhlt – Beachtung durch die Bevölkerung. So waren wir letztes Jahr stolz, den Vizebürgermeister von Milevsko, ein ausgeprägter Fasnächtler, bei uns begrüssen zu dürfen. Zusammen mit dem Präsidenten und Vizepräsidenten der Fasnacht, die einen Eintrag im tschechischen Guinessbuch der Rekorde innehält: Der Umzug mit den meisten Masken.

Wir sind also gespannt, als wir am Donnerstag morgen in aller Herrgottsfrühe zusammen mit unserem Gemeindepräsidenten, unserer Guggenmusik, einem Trupp Hexen und unseren Wagenbauern den Bus Richtung Milevsko besteigen. Mit im Gepäck: Die Gastgeschenke sowie ein grosser, massiver, Symbolischer Schlüssel mit den beiden Gemeindewappen.

Eine unterhaltsame Reise später treffen wir in Milevsko den Maskenverein, der uns gleich zu einem gemeinsamen Essen einlädt und uns nach der Begrüssung das sehr gut durchplante Programm unseres Aufenthalts präsentiert. Im Viertelstundentakt, sogar mit Zeiten zur freien Verfügung.

 

 

Freitag: Nach einem deftigen Frühstück mit Wurst, Eier, Käse, Brot und Kaffee folgt im Rathaus die offizielle Begrüssung. Die Stadt Milevsko, vertreten durch Bürger- und Vizebürgermeister, begrüsst in ihrem schönsten Trauungszimmer offiziell die Gemeinde Münchenbuchsee, vertreten durch unseren Gemeindepräsidenten sowie unsere Delegation. Gastgeschenke und gute Wünsche werden überbracht und reichlich durch die Presse und das Lokalfernsehen dokumentiert. Wir repräsentieren Münchenbuchsee, und auch ein wenig die Schweiz…

Danach fahren wir nach Tabor um mit unserer Guggenmusik, nicht ohne Stolz, für den Milevsker-Maskenball zu werben. Als Dank werden wir zum Mitagessen in der Nachbargemeinde eingeladen. Dessen Gemeindepräsidentin war vergangenes Jahr an unserer Buchsi-Fasnacht zu Gast. Sie begrüsst uns feierlich, es gibt böhmische Musik und auch unsere Gugge gibt ein Ständchen.

Am Abend folgt ein grosser Auftritt auf der grossen Festbühne auf dem Marktplatz in Milevsko. Es ist ein Volksfest. Wir stehen als Programmpunkt im Rampenlicht. Unter den Zuschauern auch Pressefotografen und das Fernsehen und dank einer Grossleinwand wird das Konzert auch für weiter hinten stehende Zuschauer sichtbar. Danach noch ein Auftritt in einem Gasthaus mit anschliessendem Umtrunk und eine Einladung zum Nachtessen im Kulturhaus.

Samstag: Eine kurze Nacht und ein Konzert auf dem Festplatz später spüren wir, wie wichtig unsere Teilnahme für die Bewohner von Milevsko ist. Guggenmusik ist weitgehend unbekannt. Sie wirkt als Besuchermagnet, sie begeistert und wird bejubelt. - Jeder erhält wieder Essens- und Getränkebons für den Markt und wir haben etwas Zeit um uns auf den grossen Umzug am Nachmittag vorzubereiten.

Am Abend kommt der grosse Auftritt im Kulturhaus. Angeblich haben wir noch nie so gut gespielt. Das Publikum honoriert das jedenfalls mit frenetischem Beifall. Nun folgt noch ein geselliges Beisammensein und für manche eine kurze Nacht. Der Sonntag ist bereits wieder der Tag des Abschiednehmens.

Beat Brand, Fasnachtsverein Mönchebüchsler.

Weitere Informationen und Bilder:

www.milevskemaskary.cz, www.buchsi-fasnacht.ch, www.taktsurfer.ch, www.häxä.ch